| | | |
Tourismus und Umwelt
KÖHN, J., 1997 (Hrsg.). Berlin: Analytica. (Environment and Tourism, ISBN 3-929342-24-3) |
| |
Vorwort
Im Oktober 1994 veranstaltete der Wissenschaftsverbund Umwelt der Universität Rostock gemeinsam mit dem Landesfremdenverkehrsverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. eine Fachtagung zum Thema "Umwelt und Tourismus". Die Themensetzung der Fachtagung beruhte im wesentlichen auf der Suche nach Handlungsoptionen, die den allgemeinen Trend der Tourismusentwicklung im Sinne der Agenda 21, d. h. hier
- Sicherung der naturräumlichen Grundlagen des Tourismus und
- Einbindung lokaler Akteure in die Entwicklung und Realisierung nachhaltiger Tourismusstrategien
beeinflussen können. Die hier abgedruckten Beiträge fühlen sich daher alle der Entwicklung eines sustainable tourism verbunden. Der Handlungsbereich bleibt, und das war mit dieser Fachtagung auch so beabsichtigt, Mitteleuropa. Damit knüpft die Tagung an einen Grundsatz der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, 1992, an, der das lokale Handeln vor dem Hintergrund des globalen Denkens fordert.
Nachhaltiger Tourismus, das ist gemeinsamer Tenor, aller im Tagungsband zusammengefassten Beiträge, lässt sich nicht auf die Lösung eines "Umwelt- Tourismus-Konfliktes" reduzieren, der so auch nicht besteht. Nachhaltiger Tourismus ist vielmehr ein Prozess
- der Anpassung touristischer Leistungen und Planungen an naturräumliche Gegebenheiten,
- der Berücksichtigung sich verändernder Nutzungsansprüche an Natur und Landschaft,
- der Einbeziehung des kulturellen Erbes,
- der Beachtung des historischen Hintergrundes der bisherigen Entwicklung touristischer Leistungen im betrachteten Erholungsgebiet,
- der auf historischen und neuentstehenden sozialen Beziehungen beruht.
|
Die Einbeziehung möglichst vieler lokaler Akteure und die Entwicklung und Vermarktung regionaltypischer Produkte mit Unikatcharakter sowie die Demokratisierung von Entscheidungsprozessen (public discourses, extended peers) spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Bewahrung und Sicherung der natur- und kulturräumlichen Potentiale. Die Beiträge nehmen Bezug auf globale, regionale oder auch innerdeutsche Wandlungen des Tourismusmarktes; sie versuchen zum einen aufzuklären, zum anderen Handlungsoptionen anzubieten bzw. drittens zu einer Operationalisierung von Umwelt- Tourismus-Konflikten beizutragen. Dies ist das Nötige und Neue an diesem Band. Die Autoren analysieren die veränderten Rahmenbedingungen auf Tourismusmärkten und versuchen handlungsorientiert zur Problemlösung beizutragen. |
Seit Beginn der neunziger Jahre haben sich die Tourismusmärkte und die Intensität ihres Einwirkens auf die natürlichen Grundlagen stark verändert. Nachfragetrends haben sich verschoben, die Akteursstruktur hat partiell ihre Kleinteiligkeit und Individualität verloren. U. a. folgende Trends führten zu veränderten Bedingungen auf den Tourismusmärkten:
- Tourismus nimmt als "weiße" Industrie immer mehr Regionen und Gebiete der Welt in Besitz. Die Tourismusindustrie stellt Produkte zur Verfügung, die eine Ausdehnung der Freizeitaktivitäten selbst in Extremregionen und unter jahreszeitlichen Extrembedingungen ermöglichen.
- Der weltweite Rückgang an Tier- und Pflanzenarten sowie die (Zer)Störung von Natur- und Kulturräumen wird anteilig vom Tourismus hervorgerufen.
- Die Akteursstruktur im internationalen Tourismus hat sich in den letzten dreißig Jahren verändert. Zumindest im internationalen Geschäftsbereich dominieren einige wenige Großunternehmen, die den Markt unter sich bereits aufgeteilt haben.
- Im innereuropäischen und nationalen Maßstab vollziehen sich ähnliche Tendenzen, die ihren Ausdruck in den Unternehmensstrategien der Anbieter von Ferien- und Freizeitparks finden.
- Die sozialen kleinteiligen Strukturen des Tourismus, regionale Verbundsysteme und mittelbare Leistungsträger im Tourismus scheinen zu verschwinden.
- Im Bereich der kommunal und regional getragenen touristischen Leistungen reichen Erholungs- und Landschaftsplanung als unterstützende Instrumente nicht mehr aus.
|
Vor diesem Hintergrund bieten die Autoren Handlungsoptionen an, die sowohl die naturräumliche als auch die soziale Komponente des Tourismus berücksichtigen. Der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von Kommunen und Regionen erfordert eine interaktive auf Problemlösung ausgerichtete Demokratisierung von Entscheidungsprozessen sowie die Entwicklung von Produkten, die sowohl natur- als auch kulturräumliche Potentiale fördern. Die Publikation der Beiträge der Fachtagung wendet sich einerseits an Akteure im Bereich des Natur- und Umweltschutzes und andererseits an Kommunalpolitiker, Kommunal- und Tourismusverbände, Beratungsunternehmen, Landschafts- und Erholungsplaner, Sozial- und Politikwissenschaftler. Die Autoren haben ihre Beiträge unmittelbar vor der Drucklegung aktualisiert. Ihnen gilt für die aufgebrachte Geduld und die Umsicht bei der Manuskripterstellung mein Dank. Dem Analytica-Verlag danke ich für die freundliche Unterstützung der Veröffentlichung des Bandes.
Rostock, im November 1996
Jörg Köhn |
|
Köhn, Jörg Some Aspects ot the History ot German Environmental Policy: Good Intentions -Bad Results?
Luks, Fred Herman E. Daly's Steady-State Economics -Ursprünge, Bedeutung und Perspektiven
Duchin, Faye Ecologial Economics: The Second Stage
Gowdy, John Evolution and Co evolution ot Systems under Human Influence
O'Hara, Sabine; Schwendner, Raimund Ecological Economics: a Framework tor Creating Social and Ecological Intelligence.
Giampeitro, Mario Energy Efficiency and Sustainability in Human Societies. W hat can we Learn trom Energy Efficiency in Human Societies in Respect to Regional and Global Sustainability?
Pelletiere, Danilo; Köhn, Jörg The Isolated State: Finding the Boundaries ot Sustainable Development?
Hinterberger, Friedrich Sustainability: Physische und monetäre Großen im Zusammenspiel von Gesellschaft, Wirtschaft und Natur
Welfens, Maria Jola Towards Sustainability in Central and Eastern Europe
Möller, Liane Ambitionen und Dimensionen regionaler Umweltpolitik in Polen. |
|
|